Allgemein,  Feng Shui

Zukunft Gutes Wohnen 2021: Weise planen – für jedes Alter

Es ist eigentlich alles vorhanden, um lebensdienliche, wertschätzende Architektur zu erschaffen – die Technik und auch das Wissen. Wichtig sei es, die verschiedenen „Player“ zusammen zu bringen, so das Fazit beim Kongress „Zukunft Gutes Wohnen 2021“.

Seit acht Jahren – in diesem Jahr erstmalig online – vereint Tanja Ehret (CareTRIALOG) mit ihrer Veranstaltung Experten und Anbieter, die über interessante Aspekte des Wohnens berichten – unter anderem mit Blick auf Alter oder Pflegesituation.

Für Planung und Beratung bei Wohnsituationen jeden Alters bietet der Bericht von Susanne Eva Oelerich eine Zusammenfassung mit weiterführenden Informations- quellen zu vielen Aspekten, die auch den meisten Feng- Shui-Berater:innen bei ihrer Analyse und Beratung ein großes Anliegen sind.

So stellte beispielsweise, wie schon in den Vorjahren, Andreas Gradinger (Caparol) den wirkungsvollen Einsatz von Farben heraus: In den privat genutzten Bereichen beispielsweise einer Pflege-Einrichtung trage eine ruhige Farbgestaltung zum Wohlbefinden bei. Hingegen diene der Einsatz von Kontrasten, vor allem in Fluren und Treppenhäusern, der Sicherheit und der Orientierung. Dabei sind die Wahrnehmungs- einschränkungen zu berücksichtigen, die beispielsweise Augenerkrankungen wie eine Makula-Degeneration mit sich bringen.

Wichtig sei auch die Gewerke-übergreifende Zusammenarbeit, was neben Wand und Decke beispielsweise auch die Fußboden- und Lichtgestaltung mit einbezieht, sodass alles zusammen – auch mit Mobiliar und Stores – in seiner Wechselwirkung einen wohltuenden Gesamtcharakter erzeugt.
Dabei betont Gradinger, dass Auftraggeber – auch wenn sie sehr auf Kosten achten – doch zunehmend Wert auf eine gute Farbgestaltung legen, da sie den Mehrwert für Bewohner, Angehörige und Angestellte erkennen.

Thomas Deutsch (Forbo) ergänzt dazu, dass Teppichböden ebenfalls zur Orientierung beitragen können sowie zu einer Verbesserung der Akustik – und auch aus diesem Aspekt heraus zum Wohlbefinden. Hinsichtlich der Hygiene gebe es u.a. aus seinem Haus auch waschbare textile Bodenbeläge.
Außerdem stellten mehrere Redner heraus, dass Licht, welches bekanntlich einige Prozesse in unserem Körper beeinflusst, gezielt in der Planung von Räumen eingesetzt werden sollte. Dabei würde vor allem natürliches Licht, am besten von mehreren Seiten, eine Lichtkuppel oder indirekte Beleuchtung gut angenommen. Michael Doser (Waldmann) unterstrich des Weiteren, dass die Vermeidung von Schattenwürfen eine große Wirkung bei der Sturz- prävention leisten könne. Und eine biodynamische Beleuchtung könne das Aktivitätspotenzial erhöhen – sowie die Anmutung eines Raumes und seiner Farbgebung variieren.

Bezogen auf die Architektur insgesamt stellt Jörg Lammert (GEROTEKTEN) heraus: „Das Optimum wird häufig noch nicht ausgereizt.“ In der Veranschaulichung von „Healing Architecture“ stellt er beispielsweise den Punkt der zunehmenden Einsamkeit heraus, der u.a. in Quartierslösungen einen Lösungsansatz finden könnte. Oder in mehr Individualität, Orten mit Wieder- erkennungswert in großen Gebäuden, um sich so besser zu orientieren. Wenn es gelingt, den positiven Aspekt in den Ideen für ein Bauprojekt herauszu- kristallisieren und einfließen zu lassen, gibt es für viele Herausforderungen eine gute Lösung, ist er sich sicher. „Da sind wir als Architekten gefordert und können viel Gutes bewirken“, so Lammert. Sein Büro baut seit 24 Jahren „für alte Menschen – mit viel Liebe zu unserem Aufgabenfeld.“

Wie das, was am Reißbrett schon mit viel Erfahrung geplant wurde, dann auch tatsächlich wirkt, kann im WohnXperium in Chemnitz ausgetestet werden. Dahin lädt Susanne Trabandt (USEabiltiy LAB am IHD) ein – möglichst bevor große Projekte, die 30 oder 40 Jahre lang Menschen Lebensraum bieten, gebaut werden. Denn über Normen hinaus seien manchmal 10 cm entscheidend. Dabei führt sie im Gespräch mit Dr. Stefan Arend (Sozialmanager und Publizist) das Beispiel an, dass über den Ablauf einer Pflegetätigkeit – z.B. auch im häuslichen Umfeld – nicht selten die Platzierung von Waschbecken, Schränken usw. entscheidet. Da die Raumstruktur den Interaktionsprozess mit schwerwiegenden Folgen beeinflussen und wohldurchdachte Technik z.B. die Eigenständigkeit deutlich erhöhen könne, wirken bei Projekten im LAB u.a. Anbieter, Pflegekräfte und Alters-Simulations- Anzüge mit, so Trabandt.

Doch die Trennung zwischen „Jung und Alt“ müsse aufweichen, so das Credo. Vielmehr gehe es um „Universal Design“ und um eine „Usability-Bewertung“, bei der man die Rückkoppelung mit der Industrie schätze. Denn beispielsweise hätten AAL (Altersgerechte Assistenzsysteme), die für stärkere Pflegebedürftigkeit entwickelt werden, und Smart Home, entwickelt für den „normalen Alltag“, beide das Ziel, die Lebensqualität zu steigern – teils mit deutlichen Schnittmengen.

Im Sanitärbereich könnten das z.B. berührungslos bedienbare Wasserhähne sein. Markus Schmitz (Hansa) führt außerdem an, dass eine Armatur, die Verbrühschutz bietet mit gleichzeitig integrierter Möglichkeit der thermischen Desinfektion, auch beim Bau eines neuen Eigenheims mit Blick auf Kinder sinnvoll sein kann. Oder eine Handbrause neben dem Waschbecken, mit der man leicht eine Fußbad-Wanne befüllen oder einem Kind beim Haarewaschen über dem Waschbecken helfen kann.

Und: Kindersicher zu bauen sei eben auch hinsichtlich Demenz wieder ein großes Thema, so Trabandt. Sie plädiert dafür, Lösungen für und mit der Wohnwirtschaft zu finden, die nutzer-zentriert, anpassbar auf verschiedene Lebenssituationen und so technisch umsetzbar sind, dass sie auch in „normalen“ Mietswohnungen beim künftigen Neubau direkt bedacht werden. Dabei gehe es auch um smarte Lösungen, die Pflegekräfte und Angehörige unterstützen sowie all jene, die Hilfe benötigen.

Wie das in der Realität aussehen kann, wurde beim Online-Rundgang durch die Seniorenresidenz Lutherhof in Eisleben klar, wo Bewohner u.a. die Eingangstür und ihren Briefkasten ganz einfach öffnen können, indem sie ihr „Armband“ (2PCS Solutions) daran halten, aber damit auch einen Notruf absetzen können, wenn sie z.B. gestürzt sind – und im Falle eines Falles sogar geortet werden können.

An einem interaktiven „Care Table“ können die Bewohner surfen, sich über Aktuelles informieren, mit aktivierenden Inhalten das Gefühl für Mediennutzung aufbauen oder einfach zusammen Bingo oder ähnliches spielen, beschreibt Christoph Schneeweiß (Senexis).

Für all dies sei auch hier die Gewerke-übergreifende, vorausschauende Planung wichtig. So betonen Silke Otto (Seniorenresidenz im Park GmbH) und Schneeweiß, die Wichtigkeit, vor allem beim Bau im ländlichen Raum, möglichst früh Internet zu beauftragen, einen auch für diese Besonderheit der Altenpflege „passenden“ IT-Berater ganz früh mit einzubinden, sodass z.B. Verkabelung und Raumbedarf für Server gut geplant werden, und sich um das „Fundament“ wie WLAN, Datensicherung, Datenschutz zu kümmern sowie die Mitarbeiter „mitzunehmen“. Außerdem sollte man sich die Frage stellen, welche „Helferlein“ man individuell brauche, bevor man an Robotik oder KI denke.

Es braucht eine Technik, die nah am Menschen ist mit einem klaren Nutzen und leicht verständlich für den jeweiligen Nutzer, dabei sicher und angemessen finanzierbar, eine Technik, die eine Lücke schließen hilft zwischen einer wachsenden Vereinzelung sowie dem Fachkräftemangel einerseits und dem steigenden Versorgungsbedarf andererseits – diese Krux zeigt Sarah Theune (Verband für Digitalisierung in der Sozialwirtschaft e.V.) auf. Eben jene Komplexität könne laut Theune nur gemeistert werden, indem wir kleinschrittig vorwärts gehen und unseren Perfektionismus ein Stück weit loslassen.

Und, um noch einmal Jörg Lammerts Sicht aufzugreifen, die passenderweise auch den meisten Feng-Shui-Experten ein großes Anliegen ist: mit viel Herz, dem Blick aufs Positive und vor allem auf die in den Gebäuden lebenden Menschen immer wieder versuchen, lebenswerte Räume zu schaffen.

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